„Gottlob, daß er nun ein Jahr hinter sich hat, es war ein schweres oft recht sorgenvolles...Gegenwärtig ist er recht munter und macht uns unendlich viel Freude... und nun von unserem kleinen Sorgenkind [M] mit dem wir unbeschreiblich schwere Tage und Nächte durchgemacht haben, es ist ein Gotteswunder, dass wir es noch haben... der Arzt gab wenig Hoffnung und ich hatte überhaupt keine mehr. Fritz [ihr Mann Friedrich Oehm] dagegen gab sie nie auf. Letzten Donnerstag war es am Schlimmsten, da hatte ich keine Ruhe mehr u. Sagte zu Fritz, wir wollen es am Freitag Vormittag taufen lassen, es wäre mir unerträglich, wenn es ungetauft sterben würde, dann wurde am Freitag früh das Nötigste eingeleitet u. Um 12 Uhr fand die Taufhandlung durch Herrn Stadtpfarrer Kolb von der Stiftkirch statt.. Dich liebe Anna haben wir zur Pathin gewählt, wir hoffen... Das Kind bekam die Namen Margarethe, Emma, Anna, Marie... Ich war nachher viel ruhiger, es kam ein wahrer Friede über mich, u. merkwürdig ist es, dass wir gegen Abend eine kleine Besserung merkten, auch die Nacht war besser u. Seither haben nach u. Nach die heftigen Anfälle nachgelassen, das Kind ist uns neu geschenkt. Um gewiss alles zu seiner Erhaltung zu tun, ist seit vorgestern eine Amme da (mir etwas Schreckliches) aber Vorwürfe sind auch schrecklich! Nun wollen wir hoffen, dass mit Gottes Hilfe alles wieder gut wird. Ich bin froh, dass ich meine zuverlässige Wärterin wieder habe, sie hat das Kind unermüdlich Tag und Nacht gepflegt... Seid nun Alle herzlich von uns gegrüßt in Liebe Deine Tante Emma